Samstag, 25. Februar 2017

Nachfrage beim Radio

Gastbeitrag

Nachfrage vom 25.02.2017 beim Deutschlandfunk, betreffs 

Sehr geehrte Damen und Herren,

"Israel gibt Menschenrechtler kein Visum" sagen Sie. Später  heißt es: "Die israelische Regierung wirft Human Rights Watch vor, Propaganda für die Palästinenser zu betreiben."

Nun, dieser Vorwurf ist zutreffend! Hätten Sie das nicht recherchieren können? Immerhin zahlt jeder Haushalt hier eine Menge Geld "pauschal" jeden Monat, damit Sie seriösen Journalismus machen. Ihr Bericht kommt stattdessen selbst wie antiisraelische Propaganda rüber: 
Das Opfer bzw. der Gute ist von vornherein der Vertreter der "Menschenrechtsorganisation". Der Böse ist der "Jude unter den Staaten": Israel.

Der Gute, der HRW-Regionaldirektor, der als "Menschenrechtler" per se natürlich superglaubwürdig ist, sagt, "mit der Ablehnung stelle sich Israel in eine Reihe mit repressiven Staaten wie Nordkorea, Iran oder Sudan."
Ja, sowas sagt der Mann also. Und? Was sagt der DLF? Nichts mehr, er beendet seinen Beitrag damit. 

Wo bleibt da die professionelle Distanz und journalistische Ausgewogenheit? Die Argumente beider Seiten gründlich prüfen und so? Warum fangen Sie nicht spätestens bei solchen Worten an, stutzig zu werden: Kann man einen Mann, der sowas sagt, überhaupt ernst nehmen? Vielleicht, wenn er inzwischen die Zeit genutzt hat, sich von dieser Aussage zu distanzieren, sie mit der spontanen Erregung zu rechtfertigen...(Auch dann bliebe noch fragwürdig, wie es da aus ihm sprach...)
Liegen Ihnen dazu aktuelle Erkenntnisse vor?

Mit freundlichen Grüßen,
F. L. 

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Antwort des Deutschlandfunks vom 9.3.2017:

Sehr geehrter Herr Lebowski,

über den Hörerservice hat mich Ihre Kritik an unserer Meldung vom 24.2. erreicht. Unter dem Titel „Israel gibt Menschenrechtler kein Visum“ haben wir über die Entscheidung der israelischen Behörden berichtet, einem leitenden Mitarbeiter der Organisation „Human Rights Watch“ kein Arbeitsvisum zu erteilen.

Ihren Vorwurf der nicht ausgewogenen Berichterstattung nehmen wir sehr ernst. Deshalb sind wir Ihnen für Ihre E-Mail dankbar. Im vorliegenden Fall kann ich allerdings keine Unausgewogenheit erkennen. Ausgangspunkt der Meldung ist ein von beiden Seiten nicht bestrittener, faktischer Vorgang: Die Verweigerung des Visums.

Die Meldung stellt dann die Argumente beider Seiten gegenüber: Israel wirft HRW vor, Propaganda zu betreiben. HRW wirft Israel vor, sich repressiv zu verhalten. Zu beiden Vorwürfen gäbe es noch viel zu sagen, aber beim besten Willen nicht in einer nachrichtlichen Meldung von zehn Zeilen Länge.

Dass in dieser Geschichte „Gute“ gegen „Böse“ stehe, wie Sie schreiben, kann ich aus unserer Nachrichtenmeldung nicht herauslesen. Diese Deutung legt der Text jedenfalls nicht nahe.

Haben Sie dennoch Dank für Ihre Anmerkungen und Ihr aufmerksames Hören.

Mit freundlichen Grüßen aus der Redaktion
Rita Vock
Deutschlandfunk
Zentrale Nachrichten

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Meine Antwort auf die Antwort, ebenfalls vom 9.3.2017:

Sehr geehrte Frau Vock,

könnten Sie mir bitte den Wortlaut der Sendung schicken? Leider lässt sich die Nachricht über den Link nicht mehr aufrufen.
Dann könnte ich versuchen, deutlicher zu machen, was ich an dem Aufbau der Nachricht problematisch finde.
Es hat u.a. mit dem Aufbau zu tun: Wer ist handelndes Subjekt? Wie wird eingeführt ins Thema? Wie und womit klingt es aus?
Und: Konnte der DLF inzwischen erfahren, wie der HRW-Redionaldirektor inzwischen über seine Äußerungen denkt?
Und: Würden Sie ihn weiterhin als Menschenrechtler bezeichnen, also ohne Anführungsstriche?


Mit freundlichen Grüßen

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Daraufhin kam leider bis heute leider keine Antwort mehr.