Wer sich die hohen Mieten im Zentrum nicht leisten kann und auch kein Geld hat, außerhalb zu wohnen, der landet in dem Gürtel aus Häusern und Behausungen, der sich an die äußersten Stadtteile lagert. Weder Land noch Stadt, nicht Fisch und nicht Fleisch.
Ich wünsche mir, ein Vogel zu sein, und ich werde als Pinguin wiedergeboren.So ungefähr muss es sich anfühlen, in der Vorstadt aufzuwachsen.
Das Buch kommt mit harmlosen Geschichtchen eines Menschen daher, der in seinem Vorstadtalltag nicht viel zu sehen bekommen hat. Deshalb blühen die Geschichten und die Bilder dazu vor Fantasie. Wie sich der Kopf in einer Wüste aus Sand oder Wasser Land und Landschaften vorspiegeln kann, so flüchtet er sich angesichts der Tristesse der Vorstadt in Scheinwelten oder ins Paranormale. Den Vorstadtgeschichten aber, werde ich mit dieser Erklärung nicht gerecht. Hier flüchtet niemand, hier baut sich niemand ein Märchenland und will von der Außenwelt nichts wissen. In den Vorstadtgeschichten existiert die Vorstadt immer noch und bildet kargen Boden für die Pflanze Mensch, die mit ihren Wurzeln weitere Nahrungsquellen sucht. Die Vorstellungskraft wird eine wichtige Quelle und Mensch entwickelt sich so zu jemandem, der ganz offen ist, für die Welt da draußen. Seine Ideen haben Kraft.
Denken, was ein Wasserbüffel denkt. Aus der Perspektive des Austauschschülers sehen. Sich den Fragen stellen, die ein geisterhafter Stockmensch mit einem Erdklumpen als Kopf an uns hat.
Der Buchtitel wird wahr und nachvollziehbar: die Häuser und Straßen der Kindheit und Jugend sind nicht Teil irgendeiner gewöhnlichen Stadt, welche dann auch nur begrenzt und eng ist, sondern Vorstadt des Universums. Unendlichkeit, Unbekanntes, Entferntes, Unentdecktes, Großzügigkeit und Weite, Alleins.
Die Geschichten inspirieren und bald stoße ich auf das Universum in mir. Zehn, neun, acht, sieben ...
299.792
Shaun Tan (2008) Geschichten aus der Vorstadt des Universums. Hamburg
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