Sonntag, 22. März 2015
Aufsatz zu einem selbstgewählten Thema
Rädertiere sind so ganz anders als Wurzelfüßer beispielsweise. Wer mit einem Rädertier persönlich bekannt wird, der ist zu beneiden. Täglich pflegt er, mit dem Rädertier zu speisen. Am quadratischen Tisch mit Tischtuch sitzen sie einander gegenüber, das Rädertier und sein Bekannter. Das Rädertier entspannter als er, der sich bei maximaler Ablenkung durch sein Gegenüber den Mund tupft. Am Mittwoch sind sie schon Freunde. Die Servietten zum Betupfen und zum Schutze der Person sind aus dem gleichen derben, weißen Stoff wie die Tischdecke. Das Rädertier kleckert nicht, es denkt nicht daran zu kleckern. Entspannt, doch nicht schlaff. Wie aufgezogen, doch ohne den negativen Touch. So sieht er es von vorn und du siehst es von der Seite speisen. Ohne Makel, nicht überzogen, nicht in sich zusammengesunken, nicht um Haltung und gute Manieren ringend. Er vergisst sich beim Anblick seines Freundes. Er schaut dem Rädertier direkt ins Mundwerk. Er verfolgt die Speise auf dem Wimpernkranz. Partikel für Partikel wird sauber transportiert. So flink kann der beste Klavierspieler nicht seine Finger bewegen, wie die Wimpern fächeln und klimpern, bis alles verputzt ist. Wenn das Tier nun sein Gegenüber zufrieden anlächelt, weil es weiß, dass es seinen Bekannten mit einem Lächeln zur Entspannung verhelfen kann, und wenn es genau hinschaut, sieht es um die Lippen leichte Spuren des Mahls. Das Lächeln kommt in Bewegung, die Wimpern schwirren wieder, der Bekannte fragt mit den Augen, er greift das Tischtuch, die Serviette liegt nutzlos auf dem Schoß, das Glas kippt, das Rädertier rutscht vom Stuhl mitsamt dem Aufbau. Also ich hätte doch lieber eine Katze, die schnurrt.
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