Samstag, 10. Januar 2009

Erfahrungen und Bedürfnisse

So schwer sich Einhörner fotografieren lassen, so wenig konnte ich am vergangenen Abend die mondbeschienene Landschaft im Schnee mit meiner billigen Digitalkamera aufnehmen. Es war hell genug, um ohne Taschenlampen durch den Wald zu laufen und die Spuren unserer Vorgänger im Schnee zu erkennen. Die Äste und Zweige der Bäume waren mit Weiß nachgezogen. Die Kinder spielten auf der großen Wiese im Mondlicht wie zwei Hasen. Sie legten sich lang und schaufelten sich das weiße Puder wie Ostseesand über den Körper, bis sie bis über den Bauch darin verschwunden waren.

Für mich war es eine ganz neue Erfahrung durch einen verschneiten Wald zu gehen, wenn der Himmel schwarz ist und der Mond voll aufdreht. Solche schönen neuen Erfahrungen vermögen es, mich zu beflügeln. Gedanken kommen in einen neuen Fluss, Ideen stellen sich wie von selbst ein.

Auf Rette sich, wer kann! schlägt Hannelore Vonier eine Übung für mehr Zeitlosikeit vor, eine Woche oder länger außerhalb des üblichen Zeitkonzepts zu verbringen.

Ich glaube dahinter steht die bewusste Entscheidung für eine neue Erfahrung, um den eigenen Bedürfnissen näher zu kommen.

Eine Menge Erfahrungen haben viele Menschen von ihren ursprünglichen Wünschen/Bedürfnissen abgebracht. Das lässt sich zum Beispiel am Zeitkonzept beobachten: Kindergarten und Schule erlegen jungen Menschen für die vollen Jahre ihrer Entwicklung zum Erwachsenen einen Tagesablauf auf, der nicht unbedingt dem selbstgewählten entspricht. Schon viele Säuglinge erfahren, dass ihr Hunger nur zu bestimmten Zeiten erfüllt wird und keinesfalls immer dann, wenn sie ihn anmelden. Fortwährende Manipulation dieser Art bringt es, meine ich, mit sich, dass ein Mensch sich von sich selbst entfernt in dem Sinne, dass er sich seiner eigenen Beürfnisse oder Wünsche nicht sicher ist, dass er sie immer weniger kennt und/oder artikulieren kann. Durch selbstgewählte Erfahrungen kommen Menschen ihren Wünschen möglicherweise auf die Spur.

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