Sonntag, 19. Dezember 2010

Monsterspuren

Ich esse Schnee, ich trinke Schnee, ich stiebe den Schnee und ich bade darin.
Ich verbiete meinen Kindern, in den Schnee zu pullern.
Ich atme Schnee und ich puste ihn aus.
Meine Kinder schneien den Schnee von den Wipfeln der Kiefern. Kiefernstämme biegen sich weit, weit und schnippen mit Schnelle zurück.
Ich bücke mich nur noch selten nach den Bäumen.
Ich räume den Schnee vom Himmel, bis der ganz voller Sterne ist.
Bei Tag liege ich zugeschneit.
Die Kinder schlafen längst, während ich noch einmal in den Himmel blinzel, der sich mit Schneewolken zugezogen hat. Der Himmel macht sich groß, um den vielen Schnee zu fassen. Bald berührt er meinen Rücken und ich sehe nichts als Flocken. Sie schneien mir in die Augen und, als ich gähnen muss, in den Mund.
Es ist gerade erst dunkel, wenn die Kinder mich wecken. Sie sagen, es wäre schon lange Zeit Nacht, und scheuchen mich auf. Sie pullern in hohem Bogen in den Schnee und rufen:
"Du darfst uns nicht verbieten."
Dann schlittern sie auf den frischen Eisbahnen.
Ich verwische unsere Spuren mit der Quaste von meinem Schwanz.
Wäre nicht das letzte Kind. Das läuft stets drei Schritte hinter uns anderen und macht die Spuren neu.
Kinderspuren, denke ich, und lasse es dabei.

4 Kommentare:

mkh hat gesagt…

Hast du sie entdeckt? Wie groß sind sie? Und haben die Kinder auch schon eine Quaste?



Eine ganz winterbare kleine Schneezaubergeschichte!!

sumpffuss hat gesagt…

Gut, dass du nach der Größe fragst. Also diese ... Dinger, Monster, Wesen ... sind zur gleichen Zeit ganz groß und auch wieder nicht sooo groß. So wie einer sich mit dem Kopf über allem und schon in den Sternen fühlen kann, aber auch wieder ganz geborgen in seiner kleinen Schneewelt mit dem Schlittenberg.

Auf die Spuren hat H. mich gebracht. Er hatte die Spur von einem Schneewolf im Wald entdeckt. Du hättest es auch geglaubt, wenn du sein Gesicht gesehen hättest, als er mir die Spur erklärte.

Die Sache mit der Quaste ... Was glaubst denn du?

mkh hat gesagt…

Ich vermute, dass die Schneewolfmonsterdingerwesenkinder zwar auch schon eine Quaste an ihren Monsterschwänzchen haben, dass sie diese aber noch nicht so trickreich nutzen, um ihre Monsterspuren im Schnee zu verwischen, sondern damit durch die Luft wedeln, mittlere Schneegestöber auslösen und ab und an auch daran lutschen, zum Einschlafen, morgens, wenn es hell wird.

Ich könnte mir deine winterschöne Geschichte übrigens sehr gut als Kinderbuch vorstellen, schön schneeweiß illustriert, in kurzen, kleinen Schneeballhäppchen, Seite für Seite, zusammen mit einem zum Textausschnitt jeweils passenden Monsterbild. Die wilden Kerle im heimischen Winter sozusagen...

sumpffuss hat gesagt…

Oh, welch kunstvoll formulierter Kommentar!

Ich habe jemanden um Illustrationen gebeten. Mal sehen.